„WER NACH VORNE SEHEN WILL, DARF NICHT NACH HINTEN DENKEN!“
I. Netzausbau – Garant für die digitale Zukunft der VermKV in Rheinland – Pfalz
Nach dem 4. Statusbericht[1] des MdI zum Breitbandausbau in Rheinland – Pfalz erhöhte sich das Investitionsvolumen der geförderten Infrastrukturprojekte auf 553 Mio. Euro. „Aktuell befinden sich 34 Projekte in allen Landkreisen und einer kreisfreien Stadt in der Umsetzung. Ein Teil der Projekte ist bereits abgeschlossen, weitere befinden sich im Ausbau oder der Bearbeitung. Seit dem letzten Statusbericht im Dezember 2019 sind zusätzliche neue Projekte der Landkreise und einer kreisfreien Stadt hinzugekommen. Das zeigt, dass der Netzinfrastrukturwechsel von Kupfer zu Glasfaser überall im Land im vollen Gange ist“, bilanziert Staatssekretär Stich in seinem Bericht. Die Landesregierung unterstützt die aktuellen Förderprojekte im Land mit rund 127,9 Millionen Euro.[2]
Von der politischen Seite wird von unserem Verband gefordert, dass der Netzausbau, speziell in unterversorgten ländlichen Gebieten in Rheinland – Pfalz, entscheidend vorangetrieben wird. Die damit einhergehende Digitalisierung muss weiter ausgebaut werden (angemessene Übertragungsrate) um Telearbeit bzw. mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Hard- und Software müssen in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Wir fordern von den politischen Verantwortlichen und unserer Dienststelle, dass schnellstmöglich gehandelt wird und die notwendigen Mittel umgehend bereitgestellt werden.
Nur wenn wir die Digitalisierung vorantreiben und dadurch Telearbeit bzw. mobiles Arbeiten ermöglichen, werden wir genügend Nachwuchs gewinnen und qualifizierte Fachkräfte einstellen können. Auch werden wir dem selbstgesteckten Ziel, eine familienfreundliche Verwaltung zu sein, immer besser gerecht, wenn Beruf und Familie durch Arbeitsmodelle vereinbar sind.
Die Funktionsfähigkeit der Verwaltung war nach dem „Lock down“ fast uneingeschränkt vorhanden. Großen Anteil hatte die bereits weit fortgeschrittene Digitalisierung (u.a. alternierende Telearbeit, mobiles Arbeiten), die die Leistungsfähigkeit der Verwaltung, trotz der restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, ermöglichte. Es hat sich gezeigt, dass die Kollegen*innen in der Breite für diese Arbeitsformen bereit sind und die nötige Kompetenz sowie das Verantwortungsbewusstsein vorhanden ist. Die letzten Monate haben auch gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. An dieser Stelle ist kein Zaudern oder Zögern angebracht.
II. Digitalisierung – der richtige Weg für eine zukunftsorientierte, technische Verwaltung
Interne Organisationsabläufe müssen auf die Digitalisierung ausgerichtet werden. Auch in Telearbeit oder im mobilen Arbeiten ist die Erreichbarkeit für die Kollegen*innen zu gewährleisten. Bisher waren unser eMail System oder das Telefon erste Wahl. Neue Wege müssen erschlossen werden. Videokonferenzen mit modernen Tools wie z.B. Microsoft Teams, Skype, Zoom sollten problemlos möglich sein. Die Einrichtung einer internetbasierten Cloud ermöglicht den mobil arbeitenden Kollegen*innen den Zugriff auf Dokumente, die jedem zur Verfügung stehen müssen – auch wenn sie nicht über einen roi-Zugang auf das Intranet zugreifen können. An dieser Stelle muss investiert werden, um die VermKV in sichere Wasser zu führen. Die Einführung der eAkte ist ein weiterer wichtiger Baustein in dem Gesamtgebilde.
Die Beibehaltung der Telearbeit nach den gesetzlichen Vorgaben ist richtig und hat sich bewährt. Die Bereitstellung weiterer 250 roi-Zugänge ist ein richtungsweisender Meilenstein. Eine Kernforderung des LFU ist, dass die Quote von 25 %, gemessen am Haushaltsansatz der VermKV RLP, bestehen bleibt.
Mindestens 2/5 bis höchstens 4/5 der wöchentlichen Arbeitszeit sollen genehmigungsfähig sein. Alternierende Telearbeit und mobiles Arbeiten können als Arbeitsmodelle gut nebeneinander in der VermKV zum Einsatz kommen. Allerdings schließt sich die gleichzeitige Anwendung von Telearbeit und mobilen Arbeiten bei einer*m Kollegen*in gegenseitig grundsätzlich aus und können in der Regel nicht gemeinsam genehmigt werden.
Mobiles Arbeiten soll für jede*n Kollegen*in ohne Angabe von Gründen für i.d.R. einen Tag pro Woche in einer Erprobungsphase, die ein Jahr dauern soll, möglich sein. In Absprache mit der Fachgruppenleitung vor Ort soll der Tag pro Woche unbürokratisch gewährt werden. Im zweiten Jahr sehen wir einen weiteren Tag pro Woche als umsetzbar und realistisch an.
Mobiles Arbeiten setzt Freiwilligkeit voraus.
Die Digitalisierung stellt Führung vor neue Herausforderungen – auch vor technologische, vor allem aber soziale und psychologische. Das Führungsverhalten muss den neuen Bedingungen durch die Arbeitsmodelle gerecht werden (Organisation der Arbeit, Führung der Mitarbeiter*innen in der Fläche, etc.). Die wenigsten Projekte scheitern an der Technologie – nein – sie scheitern an der fehlenden Akzeptanz der Mitarbeiter*innen, an Kommunikationsproblemen, an der Zusammenarbeitskultur, an Machtkämpfen und nicht zuletzt fehlendem Vertrauen. Ohne Sinn hat alles keinen Sinn! Mitarbeiter*innen schalten auf Durchzug. Innovationen verpuffen. Stehen hinter der Digitalisierung und den damit einhergehenden verbesserten Prozessen allerdings Menschen, die in ihrem Tun einen Sinn erkennen, müssen wir uns keine Sorgen über das Gelingen machen. Eine Alternative gibt es nicht.
Trotz dem Ausbau der Digitalisierung stehen die Standorte der VermKV nicht zur Diskussion. Die Unterhaltungskosten der Liegenschaften (Mieten, Gebäudeerhaltungskosten usw.) stellen einen geringen Haushaltsanteil an den Gesamtkosten dar, die zu vernachlässigen sind. Feste Arbeitsplätze in der Fläche zu erhalten ist unerlässlich und wird durch die Telearbeit und das mobile Arbeiten nicht in Frage gestellt.
Eine Untersuchung der Universität Stanford ergab, dass die Produktivität beim mobilen Arbeiten um 13 % gestiegen ist. Selbstdisziplin, Eigenverantwortlichkeit und gelöste Arbeitszeiten sind die wesentlichen Einflussfaktoren. Die klare Trennung von Arbeit und Freizeit (also kein „nine to five“ Rhythmus) ist Voraussetzung und wirkt sich förderlich auf die Work – Live – Balance, also Gesundheit und Produktivität, aus.[3] Bei gut geplanter Herangehensweise sind Telearbeit und mobiles Arbeiten die optimale Ergänzung zum Bürobetrieb in den Dienstgebäuden. Positive Begleiterscheinungen sind verminderte Krankheitszahlen und ein niedrigeres Stresslevel.
III. Schaffung von Kompetenzen – Schwerpunktdienststelle Digitalisierung
Der Dienstort des LVermGeo in Bad Kreuznach ist prädestiniert für ein Kompetenzzentrum Digitalisierung. Der Standort ist zentral gelegen und von allen Dienstorten gut zu erreichen. Hier sollten Kompetenzen gebündelt werden. Fachpersonal aus der Fachrichtung Informationstechnologie müssen zusätzlich angeworben und eingestellt werden. Hierfür sind die vorgenannten Arbeitsmodelle von elementarer Bedeutung.
IV. Das Gebot der Stunde – entschlossenes Handeln
Die Digitalisierung in Verbindung mit attraktiven Arbeitsmodellen ist die Zukunft der Vermessungs- und Katasterverwaltung. Wir fordern entschlossenes Handeln durch die Verantwortlichen und umgehende Umsetzung der notwendigen Schritte. Telearbeit, mobiles Arbeiten, der Zeit angepasste Arbeitszeitmodelle, moderne Kommunikationsmittel, internetbasierte Cloudlösungen sind Bausteine, die das „Gebäude Vermessungs- und Katasterverwaltung“ im Lot halten und zukunftsfähig machen werden. Für diese Forderungen steht der LFU
Als ausschließlich für die VermKV zuständiger Berufsverband haben wir insbesondere die Arbeitsbedingungen unserer Kollegen*innen in Bezug auf die neuen digitalen Arbeitsmodelle im Blick. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns über die unumgängliche Weiterentwicklung der VermKV in diesem wichtigen Bereich ins Gespräch kommen.
Beste Grüße
Stefan Bauch
Landesvorsitzender
[1] Quelle: https://breitband.rlp.de/fileadmin/breitbandinitiative/4._Statusbericht/Statusbericht_2020_4.pdf
[2] Quelle: https://breitband.rlp.de/de/aktuelles/detail/news/News/detail/stich-statusbericht-verdeutlicht-hohe-breitband- ausbaudynamik-1/
[3] Quelle: Umfrage bei 5.000 britischen Haushalten durch den Ökonom Dan Wheatley